Die Schaffung einer Freiluft-Kunsteisbahn in Hernals im Jahre 1909 durch Oberbaurat Ing. Eduard Engelmann war eine weltweit bahnbrechende Erfindung.
"Durch Kunsteis zur Eiskunst" war das Motto des Erfinders Eduard Engelmann, der mit dieser Erfindung eine Entwicklung einleitete, die Österreich in der Folge viele Olympiasieger, Weltmeister und Europameister brachte. Unweit der Eisbahn Engelmann wurde am 17. Mai 1909 Karl Schäfer, der später so erfolgreiche Eiskunstläufer, geboren. Daher feiern wir 1999 seinen 90. Geburtstag.
Dieses Jubiläum und das 90-jährige Bestandsjubiläum der 1. Freiluft-Kunsteisbahn der Welt, der Freiluft-Kunsteisbahn Engelmann in Hernals, mit seiner wechselvollen Geschichte nimmt das Bezirksmuseum Hernals zum Anlass für eine Ausstellung. Der Name Engelmann bezeichnet im österreichischen Eissport dreierlei Begriffe: einmal den Engelmannschen Stil der Wiener Schule des Eiskunstlaufes, dann einen technischen Begriff: die erste Freiluft-Kunsteisbahn der Welt in der Engelmann-Arena und schliesslich eine Ortsbestimmung: Engelmann ist so viel wie Hernals.
Das Eislaufen war in Wien schon vor der zweiten Türkenbelagerung 1683 bekannt, wenn auch nicht sehr verbreitet. Ursprünglich war das "Schleifen auf dem Eis" auf zugefrorenen Teichen und Flüssen eine reine Männerdomäne. Die Damen wurden auf Schlitten nur über das Eis geschoben. Der Damen-Eislauf wurde erst später salonfähig. Die Familie Engelmann Im verträumten Vorort Hernals stand die Syring-Engelmannsche Wachsleinwand- und Kunsttapeten-Fabrik.
Der Besitzer, Eduard Engelmann, war durch die Darbietung des amerikanischen Eistänzers Jackson Haines im Jahre 1868 in Wien so beeindruckt, dass er im Garten seines Grundstückes in der Alsgasse (heute Jörgerstrasse) durch Aufspritzen rund um den alten Nussbaum eine Eisfläche für die Familie und einige Freunde anlegen liess. Eduard Engelmann improvisierte mittels einer in einem Holzstück eingelassenen Messerklinge einen Schlittschuh. Auf diesem einen Schlittschuh wurde das Eislaufen demonstriert. Sehr bald aber versuchten mehrere Personen aus dem engsten Bekanntenkreis bereits auf zwei "Schlittschuhen" zu laufen. Die Anhänger des "Schleifens auf dem Eis" wurden - günstiges Wetter vorausgesetzt - immer zahlreicher. Engelmann erkannte in kaufmännischem Geschick eine neue Einnahmequelle.
1871 wurde ihm vom k.k. Bezirkshauptmann in Hernals ein Gewerbeschein für das Benützen einer Eisbahn im Hausgarten in Hernals, Alsgasse 8, ausgestellt. Gewerbeschein Das war die offizielle Geburtsstunde des Sportplatzes Engelmann, auf dessen weitem Fabriksareal schon 1848 die Nationalgarde Hernals exerziert hatte. Der Sportplatz wurde auf Kosten des Fabriksgeländes immer mehr vergrössert. Im Konkurrenzkampf mit dem Amerikanern, die billiger produzierten, konnte sich die Wachstuchfabrik nur noch schwer behaupten. 1876 wurde sie aufgelassen. Extrablatt Der wetterkundige Eismann Die Erträgnisse der Eisbahn verwendete Engelmann in der Folgezeit für den Ausbau und die Erweiterung der Anlage. Zwei Bassins entstanden, die ein schleifbarer Verbindungsweg - der sogenannte "Suezkanal" - verband.
Der Wachstuchfabrikant verwandelte sich in einen Eisfachmann und Wetterkundigen. An Tagen, an denen sich auf anderen Plätzen das Eis in Wasser verwandelte, konnte man beim Engelmann noch laufen, weil der Besitzer alle erdenklichen Künste aufbot, um ein Auftauen des Eises zu verhindern. Man sagte von ihm, "er rieche es, wenn Frost kommt". Er war der Erste, der die Eisfläche durch grosse Plachen vor den Sonnenstrahlen schützte (1879). Zeichnung1879 Sonnensegel "Eispapa Engelmann" ging persönlich mit grüner Schürze, einem Schneeschieber und einer Giesskanne über den Platz, um Ausbesserungen des Eises vorzunehmen. Giesskanne Bereits 1880 wurde ein Eishobel zur Behandlung der Eisoberfläche angeschafft. Auch eine Drehorgel "für den musikalischen Alltag" wurde installiert.
Fasching Eduard Engelmann konnte auch seine beiden Kinder Eduard jun., den späteren Konstrukteur der "1. Freiluft-Kunsteisbahn" der Welt, und Christine (spätere v. Szabo) für den Eisport begeistern. Beide Kinder wurde sozusagen "auf dem Eis gross" und sollten später grosse Erfolge erzielen. Als Ausgleichssport spielten sie im Sommer auf dem Platz Tennis. Eduard Engelmann jun. 1864 - 1944 Engelmann jun. hatte sich mittlerweile zu einem Allround-Sportler entwickelt. Im Sommer wurden auf dem Sportplatz bei Militärmusik Rollschuhkorsos abgehalten. In den beiden Bassins, die ca. 50 cm tief mit Wasser gefüllt waren, konnte man mit Kanus den Rudersport betreiben. Eigene geknickte Ruder wurde dafür konstruiert. Engelmann jun. war nicht nur als Eisläufer und Rollschuhläufer, sondern auch als Cyclist ein Meister. Als Mitbegründer des Wiener Cyclisten-Clubs war er auch ein Pionier des Radfahrsportes.
Er erhielt das polizeiliche Kennzeichen Nr. 1. Der Platz wurde im Sommer für den Radfahrsport verwendet. Engelmann jun. war Meister auf dem Hochrad. Er gewann dreimal die Kunstfahr-Meisterschaft des Deutschen Radfahrerbundes. Im Winter organisierte er einen Gala-Hochrad-Reigen auf dem Eis. Er wurde zweimal Europameister im Eiskunstlauf (1892 und 1894).
Es gab damals noch keine Weltmeisterschaft. E.Engelmann Engelmann konnte auch seine drei Kinder, nämlich Eduard (Edi), Helene (verehelichte Jaroschka) und Christine (die spätere Frau Schäfer) für den Eissport begeistern. 1894 übernahm Engelmann jun., nunmehr schon Ingenieur, von seinem Vater die Leitung des Platzes. Der Wahlspruch des Vaters, "den Wienern das beste Eis am öftesten zu bieten", wurde auch von seinem Sohn befolgt. Das Hernalser Spiegeleis war berühmt.
Als "Papa Engelmann" 1897 seine Augen für immer schloss, war sein Sohn bereits von der fixen Idee beherrscht, auch bei Wärmegraden eine Eisfläche im Freien "hervorzuzaubern". Man belächelte seine Absicht. Besprechungen mit Technikern von Kältemaschinen-Fabriken blieben ergebnislos. Engelmann liess aber nicht locker. Sein technisches Wissen - immerhin war er massgeblich an der Elektrifizierung der Mariazellerbahn beteiligt - kam ihm sehr zustatten. Allen Schwierigkeiten zum Trotz verfolgte er sein Projekt der Erbauung einer Freiluft-Kunsteibahn.
1907 konstituierte sich der Verein "Kunsteisbahn auf dem Sportplatz Engelmann", dem die vorbereiteten Arbeiten und auch die Kapitalbeschaffung oblagen. Mit einem Male war das Interesse der Öffentlichkeit an der Kunsteisbahn erwacht. Ehrenpräsident des Vereines war der, dem Sport immer sehr zugetane Vizebürgermeister der Stadt Wien, Heinrich Hierhammer, der das Projekt mit seinem ganzen Einfluss unterstützte. Der letzte Schleiftag der Natureis-Arena war der 16. März 1909. Die 1. Freiluft-Kunsteisbahn der Welt Im Jahre 1909 entstand in der Syringgasse eine Kunsteis-Anlage. Schlangenrohre im Ausmass von 12 km Länge wurden verlegt, umfangreiche maschinelle Anlagen errichtet und am 10. November 1909 wurde bei 6 Grad Wärme die 1. Freiluft-Kunsteisbahn der Welt in der Sportarena Engelmann in Hernals ihrer Benützung übergeben. Diese Freiluft-Kunsteisbahn diente einer Reihe später errichteter Kunsteisbahnen als Vorbild.
Der menschliche Geist hatte die Natur besiegt. Ing. Engelmann hat sich mit der Schaffung dieser Freiluft-Kunsteisbahn, der ersten auf der Welt, selbst ein Denkmal gesetzt. Der Name Hernals wurde durch Engelmann in aller Welt bekannt. Die Eisläufer hatten nun - mochte das Wetter noch so ungünstig sein - den ganzen Winter hindurch die Möglichkeit zum Training. In besonderem Masse ist es diesem Umstand zuzuschreiben, dass die "Wiener Eislaufschule" Weltgeltung erlangte.
Mit Oberbaurat Engelmann wurde der Reigen der österreichischen Europameister und Weltmeister eröffnet, der ein halbes Jahrhundert hindurch Österreich eine Vormachtstellung im Eiskunstlauf sicherte und Wien zur unbestrittenen Kunstlaufmetropole der Welt machte. Morgen Auch den Eishockeyspielern verhalf die Freiluft-Kunsteisbahn zu ausgezeichneten Erfolgen.
Oberbaurat Ing. Engelmann war aber auch Förderer und Wohltäter der Jugend. Er stellte den Wiener Schulen in selbstloser Weise seinen Eisplatz viele Jahre tagsüber für viele Stunden unentgeltlich zur Verfügung. Er verstand es, seine sportlichen Erfahrungen in den Dienst der Technik zu stellen. 1915 wurde als zweites Standbein eine Blockeisfabrik dem Eislaufbetrieb angegliedert. Das Blockeis war für die Haushalte und auch für die Industrie unentbehrlich. In weiterer Folge wurde mit kurzer Unterbrechung - bedingt durch den 1. Weltkrieg - die Anlage laufend erweitert und verbessert.
Die maschinellen Einrichtungen wurden modernisiert. Statt des Privat-PKWs mit Schneepflug wurde ein Schneetraktor eingesetzt, der später durch eine moderne Eisoberflächenbereitungs-Maschine ersetzt wurde. Vom Kohlensäurebetrieb wurde auf Ammoniakbetrieb umgestellt. Krone1931 Auch unter der technischen Leitung der dritten Generation, Direktor "Edi" Engelmann, ging der Ausbau der Anlage zügig voran. In den Jahren bis1932 wurden die Tribünen errichtet, das Maschinenhaus bedeutend vergrössert, eine Zentralheizungsanlage mit Warmwasserbetrieb installiert und auch eine Lautsprecheranlage am Platz errichtet.
1932 umfasste die Eisfläche 3000 m². 1936 entstand eine Eistrainingshalle im Ausmass von 17 mal 32 Metern, um die Eissaison beträchtlich zu verlängern. Auch Tennis auf dem Eis wurde versucht, diese "Sportart" konnte sich jedoch nicht durchsetzen. Die Halle befand sich im 1. Stock über den Kanzleiräumen. Im Jahre 1945 wurde sie - wie die gesamte Anlage - durch mehrere Bombentreffer völlig zerstört. Die Herzkammer des Eislaufsports Christine Engelmann, verehelichte v. Szabo, Schwester des Konstrukteurs der Freiluft-Kunsteisbahn, war Meisterin des Eiskunstlaufs. Mit dem Hernalser Karl Euler, nach dem ein Kunstlauf-Sprung benannt ist, war sie Weltmeisterin im Paarlauf.
Sie vererbte ihr Talent auf die Tochter Herma, geb. 1902. Herma Szabo wurde als Kunstläuferin ebenso berühmt wie ihre Kusine Helene Engelmann, eine Tochter von Ing. Engelmann. Der Engelmann-Platz wurde die Herzkammer des Eislaufsports genannt. Herma Herma Szabo war die erste österreichische Olympiasiegerin im Eiskunstlauf im Jahre 1924 in Chamonix. Sie war 6 mal österreichische Meisterin, 5-fache Weltmeisterin im Eiskunstlauf (Europameisterschaften gab es damals noch nicht), sowie 2 mal österreichische Meisterin und 2-fache Weltmeisterin im Paarlauf mit Ing. Ludwig Wrede.
Sie war die erfolgreichste Eiskunstläuferin, die Österreich je hatte. Herma Szabo erwarb sich auch um die Eislaufmode besondere Verdienste: sie erschien im Trikot mit kurzem Röckchen. Der lange Kittel, der manch bösen Sturz verursacht hatte, wurde in Zukunft bei Kunstlaufbewerben der Damen nicht mehr gesehen.
Frau Szabos Nachfolgerin auf dem Eis wurde die junge Norwegerin Sonja Henie, die zu Beginn der zwanziger Jahre als Wunderkind gegolten und geraume Zeit beim Engelmann in Hernals trainiert hatte. Mejstrik Berger2 Heber2 Chamonix24 Krone1925 Helene Engelmann, verehelichte Jaroschka, die Tochter des Erbauers der 1. Freiluft-Kunsteisbahn der Welt, trug bei all ihren Konkurrenzen ihren herrlichen Hermelinhut als Maskottchen.
Die 3-fach österreichische Meisterin war 3 mal Weltmeisterin im Paarlaufen (1913 mit Karl Mejstrik, 1922 und 1924 mit Alfred Berger, mit welchem sie als erstes Paar die Hebefiguren in internationalen Bewerben einführte). 1924 war sie Olympiasiegerin im Paarlauf mit Alfred Berger. Mit 15 Jahren war sie die jüngste Weltmeisterin im Paarlauf. Edi Eduard "Edi" Engelmann, der Sohn des genialen Schöpfers der Freiluft-Kunsteisbahn war ein sehr guter Eishockey-Spieler und war 3 mal österreichischer Meister im Motorbootsport in der 750 cm3 Klasse, zusammen mit seinem Schwager Karl Schäfer. 1925 übernahm er als Direktor die technische Leitung des Sportplatzes Engelmann.
Priouette_Frau Christine Engelmann, spätere Frau Schäfer, war die jüngere Tochter von Oberbaurat Engelmann. Sie war eine begeisterte Eiskunstläuferin und zeigte als erste Dame bei einer Konkurrenz eine Sitzpirouette. Massgeblichen Anteil hatte sie am Wiederaufbau der Sportarena Engelmann nach dem 2. Weltkrieg. So brachte die Wiener Schule allein durch die Familie Engelmann einige Weltmeister hervor. Die Wiener Schule in höchster Vollendung repräsentierte der Hernalser Karl Schäfer 1909 - 1976 Schäfer Karli Schäfer wurde am 17. Mai 1909 in Hernals in der Taubergasse 64 geboren, im selben Jahr also, in dem die 1. Freiluft-Kunsteisbahn der Welt durch Oberbaurat Ing. Engelmann auf seinem Platz in Hernals erbaut worden war.
Als dem Ehepaar Schäfer der kleine Karli geboren wurden, sah es nicht danach aus, dass das schwächliche Kind einmal der grösste Eiskunstläufer werden sollte. Aber der schmächtige Bub entwickelte sich zusehends, spielte Fussball, ging schwimmen, turnen und eislaufen. Viel Zeit verbrachte er beim Engelmann, war er im Alter von 11 Jahren von Direktor Rudolf Kutzer, einem Amateur-Eislehrer beim Engelmann, "entdeckt" wurde. Karli Schäfer fiel damals schon durch seine Gewandtheit und Sicherheit auf dem Eis auf. Bereits 1923 errang er einen grossen Publikumserfolg. Bei einem Konstümfest beim Engelmann lief er über Anregung der Töchter des Oberbaurates, Helene und Christa, seiner späteren Frau, in einem von Christine Engelmann entworfenen und über Nacht hergestellten Kostüm als Rosenkavalier.
Was Karli Schäfer als Rosenkavalier zeigte, versetzte das Publikum in Erstaunen, der Beifall wollte kein Ende nehmen. Schäfer_Patz Direktor Kutzer und Oberbaurat Engelmann förderten den talentierten Hernalser. Zehn Jahre später war Karl Schäfer bereits Weltmeister im Eiskunstlauf. Er war sehr musikalisch, spielte ausgezeichnet Geige und improvisierte gekonnt während seines Kunsteis-Vortrages. Schäfer galt als der musikalischste Läufer aller Zeiten. Er führte Sprünge aus, die man für unmöglich hielt, er zeigte Kunst, wie man sie noch nie gesehen hatte. Die Schwerkraft schien auf ihn keinen Einfluss zu haben. Tänzerische Eleganz zeichnete den Kunstlauf-Ästheten aus. Er war der erste Läufer, der bei einer Konkurrenz in einem Anzug statt des üblichen Trikots antrat. Engel+Schäfer Karl Schäfer stand in einer Zeitspanne von sieben Jahren unangefochten an der Eislauf-Weltspitze.
Er wurde 2 mal Olympiasieger, 7 mal Weltmeister und 8 mal Europameister im Eiskunstlauf. LakePlacid32 ÖsterWoche33 Garmisch36 So "nebenbei" betrieb er das Schwimmen als Kampfsport, wurde mehrmals österreichischer Meister im Brustschwimmen und stellte mehrere Rekorde auf. 1937 beendete er als Eislauf-Weltmeister ungeschlagen seine Amateurlaufbahn und ging als Trainer nach Amerika. Bereits ein Jahr später kehrte er wieder zurück. Im Jahre 1940 gründete er die "Karl Schäfer Eisrevue". Seine Partnerin war die bekannte Eisläuferin und später so erfolgreiche Trainerin Herta Wächtler.
Schäfer hatte erkannt, dass bei Schaulaufen das Laufen in Kostümen vom Publikum immer mehr bevorzugt wurde. Seinerzeit waren ja schon beim "Papa Engelmann" die Kostümfeste und Kotillons äusserst beliebt gewesen. Aus der "Karl Schäfer Eisrevue", welche im Jahre 1945 ihre Abschiedsvorstellung gab, wurde später die in der ganzen Welt berühmte Wiener Eisrevue. In den Kriegsjahren gründete Karl Schäfer die "Wiener Eislaufschule" am Platz der Kunsteisbahn Engelmann.
Zahlreiche bekannte Eiskunstläufer standen unter seiner sportlichen Betreuung. 1943 wurde beim Engelmann der erfolgreiche Spielfilm "Der weisse Traum" mit Karl Schäfer und Olly Holzmann in den Hauptrollen unter der Regie von Geza v. Cziffra gedreht. Wir sehen hier wieder Schäfers Vielseitigkeit. Er läuft mit Olly Holzmann, spielt als Zigeunerprimas auf der Geige und begeistert mit seinen improvisierten Solis. 1944/45 wurde die Kunsteisbahn durch mehrere Bombentreffer vollständig zerstört. Kurz vorher, am 31. Oktober 1944, war Hofrat Ing. Engelmann verstorben. Es blieb ihm erspart, sein Lebenswerk vernichtet zu sehen. Karl Schäfer war nach Kriegsende einer der ersten, der mit der Familie tatkräftig am Wiederaufbau des Lebenswerkes seines verstorbenen Förderers, Gönners und Schwiegervaters mithalf.
Der Eislaufbetrieb war nur ein Jahr eingestellt und bereits 1946 konnte auf der Kunsteisbahn Engelmann ein Notbetrieb aufgenommen werden. Karl Schäfer nahm sich beim Engelmann der Nachwuchsbetreuung an und legte den Grundstein für manche Karriere. Er betreute den Läufernachwuchs des Cottage-Eislaufvereins, der am Engelmann-Platz beheimatet war. Bekannteste Läuferin war Helli Sengstschmid, die er sogar nach Amerika nachkommen liess, als er sich von 1956 bis 1962 wieder erfolgreich als Trainer und Betreuer in Amerika betätigte. Nach diesem "Intermezzo" war er wieder für den Engelmann in Wien da. Karl Schäfer erhielt zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen für seine hervorragenden Verdienste um den österreichischen Eisport. Er erhielt die grosse goldene Medaille für Verdienste um die Republik Österreich und das grosse goldene Verdienstzeichen des Landes Wien. Im Foyer beim Aufgang zum Eislaufplatz in der Syringgasse 6-8 wurde 1988 eine Gedenktafel für Karl Schäfer enthüllt.
Eine Strasse in Wien wurde nach ihm benannt. Am 23. April 1976 verstarb Karl Schäfer in Purkersdorf und wurde am Hernalser Friedhof in der Engelmann-Familiengruft beigesetzt. Er war der erfolgreichste Eiskunstläufer aller Zeiten. Engelmann in der Nachkriegszeit Nach den Kriegszerstörungen erfolgte 1946/47 ein bescheidener Start. Die Eisfabrik lief langsam an, es gab wieder Blockeiserzeugung. 30 Kilometer Rohre wurden erneuert. Erst 1950 war der Sportplatz Engelmann wieder halbwegs fertiggestellt. Es gab nun keine Musikkapelle mehr, sondern nur noch Schallplattenmusik. Während des Sommers wurde der Platz für andere Sportarten genützt. Viele Zuschauer lockten auch die Boxkämpfe zum Engelmann-Ring. Ganz grosse Zugkraft hatten die Ringkampf-Veranstaltungen. "Catch as catch can" wurde in Hernals gross geschrieben. 1954 - 1964 gab es im Sommer am Engelmann-Platz ein Sportbad.
Das Bassin, 20 x 33 1/3 m, welches ausschliesslich von einem artesischen Brunnen am Engelmann-Grundstück gespeist wurde, eignete sich vorzüglich für nationale und internationale Veranstaltungen, um so mehr, als eine Sprunganlage mit einem 10-Meter-Brett vorhanden war. Auch Wasserballspiele wurden hier abgehalten. Im Winter wurde das Bad abgedeckt und die Kühlrohre für den Eislaufbetrieb darübergelegt. Die Eislaufsaison war daher durch das Bad nicht gestört. In den Jahren 1962 bis 1972 wurde in der ehemals zerstörten Trainingshalle eine automatische Kegelanlage betrieben. Der Sportplatz Engelmann und die 1. Freiluft-Kunsteisbahn der Welt am Engelmann-Platz waren immer Heimstätte für Eislauf-Weltgrössen und für verschiedene Vereine. Der Tummelplatz der Weltgrössen Durch die 1. Freiluft-Kunsteisbahn der Welt in der Sportarena Engelmann fand die Eislaufwelt beste Trainingsmöglichkeiten während des gesamten Winters vor.
Alles was im Eissport Rang und Namen hatte, kam jahrzehntelang gerne zum Engelmann nach Hernals. Aus der Familie Engelmann kamen schon Olympiasieger, Weltmeister, Europameister und österreichische Meister: Eduard Engelmann, Christine Szabo-Engelmann, Herma Szabo, Helene Engelmann, verehelichte Jaroschka, Christa Schäfer-Engelmann, Karl Schäfer, Edi Engelmann. Um nur einige Nicht-Familienmitglieder zu nennen: Fritzi Burger war die erste Europameisterin im Eiskuntlauf, Weltmeisterin Lilli Gaillard-Scholz, Europameisterin Idi Papez, Olli Holzmann, Emmi Puzinger, Martha Musilek, Herta Wächtler, Helli Sengstschmid. Auch die Norwegerin Sonja Henie (oftmalige Weltmeisterin und Olympiasiegerin) trainierte gerne beim "Engelmann" in Hernals.
Auch bei den Herren gibt es - oft auch im Paarlauf - klingende Namen: Europameister Karl Euler, Weltmeister Karl Mejstrik, Europa- und Weltmeister Ing. Fritz Kachler, Europa- und Weltmeister Ing. Willy Böckl, Olympiasieger und Weltmeister Alfred Berger, Weltmeister Otto Kaiser, Weltmeister Ing. Ludwig Wrede, Weltmeister Karl Zwack, Europameister Edi Rada, Europameister Helmut Seibt, Willi Petter, der spätere Leiter der Wiener Eisrevue. Eissportvereine beim Engelmann Engelmann'scher Eisclub Gegründet 1870, veranstaltete gesellschaftliche Zusammenkünfte, Kostümfeste, Kotillons, Rollschuh-Korsos, Rad-Korsos, Hochrad-Reigen; es wurde Tennis gespielt und auch der Rudersport wurde betrieben. Es gab also schon damals Sommer- und Winterbetrieb. Trainings-Eisclub - TEC Gegründet 1888/89, bis 1914 beim Engelmann. Ausser Kunstlaufen wurde ab 1889 "Bandy" betrieben.
Es ist dies ein Vorläufer des heutigen Eishockeys. Bandy wurde mit einer Vollgummikugel und einem abgerundeten Hockeystock gespielt. Eishockey wird mit einer Scheibe gespielt. Nachdem die Seitenbegrenzungen, die Bande also, noch fehlten, gab es Verletzungen unter den Zuschauern. Sehr viele Glasscheiben gingen zu Bruch, ein Umstand, der Engelmann nicht gefiel. Nur der Hausglasermeister freute sich. Das erste internationale Spiel fand im Jahre 1901 am Engelmann-Platz statt. Der TEC verlor gegen Sparta Prag mit 3:17. Es stellte sich heraus, dass die Prager Mannschaft schon mit richtigen Eishockey-Schuhen, sogenannten Jacksons, ausgestattet war, während die Spieler des TEC mit "normalen" Eisschuhen der Schnelläufer angetreten waren. Engelmann gebührt das Verdienst, den Eishockeysport in Österreich eingeführt zu haben. Gruppenbild "Eisblume" gegründet 1888, war ein Geselligkeits- und Eislaufverein, 1897 erfolgte die Trennung vom "Engelmann".
Verein Kunsteisbahn Engelmann - VKE
Dieser Verein wurde 1907 gegründet, um Ing. Engelmann bei der Errichtung einer Freiluft-Kunsteisbahn zu unterstützen. Dieser Verein hatte jahrzehntelang die sportliche und gesellschaftliche Leitung der Sportanlage Engelmann über. Dieser Verein besteht noch heute und führt als gemeinnütziger Verein mit vorwiegend ehrenamtlichen Mitgliedern die Anlage, eine beachtliche Leistung, wenn man bedenkt, das es in der Saison ca. 200.000 bis 220.000 Besucher gibt. Pötzleinsdorfer Sportklub - PSK Gegründet 1922, war ein Eishockeyverein und wurde 1932 österreichischer Meister. Namensänderung ab 1932 auf Eissportklub Engelmann - EKE Wurde 4 mal österreichischer Eishockeymeister und 2 mal Cupsieger. 1946 übersiedelte der Verein vom zerstörten Engelmann-Platz auf den Platz des Wiener Eislaufvereins (WEV). Wiener Akademischer Sportverein - WASV Veranstaltete Kunstlauf-Meetings am Engelmann-Platz Cottage Eislaufverein - CEV Gegründet 1903.
Nach dem 1. Weltkrieg musste der Verein seinen Platz Ecke Hasenauerstrasse/Gymnasiumstrasse aufgeben und übersiedelte auf den Engelmann-Platz. Nach dem 2. Weltkrieg nannte sich der Verein Cottage Engelmann Verein - CEV Union Eissport-Club Wien Ca. 1951 - 1960 Betrieb hauptsächlich Eishockey und spielte in der obersten Nationalliga ASKÖ Landesverband Wien Wien-Sport, eine Unterorganisation des ASKÖ war von 1989 bis 30. September 1996 für die kommerzielle Führung des Platzes zuständig Ab. 1. Oktober 1996 führt wieder der Kunsteisbahn Engelmann Verein - KEV, (früher VKE) der auch während der ASKÖ-Aera weiterbestanden hatte, als gemeinnütziger Verein die Anlage. Eislaufen auf dem Warenhausdach 1972 verkaufte die Familie Engelmann die Rechte an der traditionsreichen Sportstätte für den Bau eines Grossmarktes in Form eines Superädifikates an einen Warenhauskonzern. Grund und Boden blieben jedoch im Besitz der Familie. Der Bau wurde mit der Auflage genehmigt, dass der Eislaufplatz erhalten werden müsse. So kam es zum Plan "Eislaufen auf dem Warehausdach".
Der Eislaufbetrieb wurde eingestellt und die alten Anlagen abgebrochen. Zwei Jahre konnte beim Engelmann nicht eisgelaufen werden. Mit Unterstützung der Wiener Stadtverwaltung war es möglich, den Eislaufplatz auf das Dach des neuen Kaufhauses zu verlegen, um so den Wienern das Sportareal zu erhalten. 1974 wurde die neue Anlage auf dem Dach des Kaufhauses eröffnet. 2600 m2 Eisfläche stehen nun den Eisportlern zur Verfügung. Eine "Zamponi"-Eismaschine sorgt für hervorragende Eisverhältnisse. Garagen, schöne Garderoben und eine starke Flutlichtanlage komplettieren die modern Ausstattung. Ein Restaurant sorgt für das leibliche Wohl. Im Sommer wird der Platz für Tennis verwendet. Im Zuge der Umbauarbeiten wurde auch eine Bowling-Halle mit 32 Bahnen errichtet. Hans Jaroschka, Sohn von Helene Engelmann-Jaroschka, welcher mit Weltmeister Karl Schäfer massgeblich am Konzept für den Bau "Engelmann am Dach" beteiligt war, hatte bis zum Jahre 1988 die Betriebsleitung des Eislaufplatzes über. 1989 bis Oktober 1996 übernahm der ASKÖ die Leitung, ab Oktober führt wieder der Kunsteisbahn Engelmann Verein den Betrieb.
Aber auch der Zeit wird Rechnung getragen. Es entsteht eine Kinderecke mit Trickfilm-Videos, es gibt eine Eisdisco für die Jugend. Nach wie vor grossgeschrieben wird beim Engelmann das Eistanzen. Sonntag vormittags findet das beliebt Wunschkonzert statt. Generationen von Schulkindern waren schon beim Engelmann eislaufen. Zuerst wurde dies in grosszügiger Weise durch Hofrat Engelmann ermöglicht, indem er seinen Platz den Schülern unentgeltlich zur Verfügung stellte. Seit vielen Jahren subventioniert nun die Stadt Wien das Schüler-Eislaufen. Engelmann in Hernals garantiert - damals wie heute - Eislaufvergnügen pur. Foto-2 Foto-3 Zeittafel Kunsteisbahn Engelmann 1869 Anlage einer Spritzeisfläche im Garten 1871 Eduard Engelmann erhält einen Gewerbeschein 1882 Eiskotillons und Kostümfeste finden bereits statt 1890 Abbruch des Engelmann-Wohnhauses und Errichtung eines neuen Wohngebäudes 1894 Übernahme der technischen Leitung durch Eduard Engelmann jun. 1898 Vergrösserung des Eisbassins auf 3000 m2 durch Schleifung der Restaurant-Insel 1907 Gründung eines Vereines zur Errichtung einer Freiluft-Kunsteisbahn auf dem Engelmann-Platz 1909 Eröffnung der 1. Freiluft-Kunsteisbahn der Welt 1915 Angliederung einer Blockeisfabrik 1925 Sohn "Edi" Engelmann übernimmt die technische Leitung, Umstellung von Kohlensäure- auf Ammoniakbetrieb 1936 Bau einer Eistrainingshalle 1943
Der Eisrevue-Film "Der weisse Traum" mit Karl Schäfer wird beim Engelmann gedreht 1945 7 Bombentreffer zerstören die Eisbahn vollständig 1946 Wiedereröffnung der Kunsteisbahn 1954 Errichtung eines Sport-Schwimmbades und Betrieb bis 1964 1962 Kegelbahnen in der ehemaligen kleinen Eislaufhalle und Betrieb bis 1972 1972 Abbruch der gesamten Anlage und Umbau zu einem Supermarkt 1974 Neueröffnung der 2. Freiluft-Kunsteisbahn der Welt auf dem Dach; Bau einer Bowlinghalle; im Sommer Tennisbetrieb Zeittafel Karl Schäfer 1909 Karl Schäfer wird in Wien-Hernals geboren 1920 von Direktor Rudolf Kutzer, einen Eislauftrainer, beim Engelmann entdeckt 1926 Österreichischer Meister im Brustschwimmen (in weiterer Folge 7 mal) 1929 Eislauferfolge beginnen: 2 mal Olympiasieger, 7 mal Weltmeister, 8 mal Europameister, 7 mal Österreichischer Meister 1932 Olympiasieger in Lake Placid, USA 1936 Olympiasieger in Garmisch-Partenkirchen, Deutschland 1937 Ende der Amateurlaufbahn, Heirat mit Christa Engelmann, Trainer in den USA 1938 Besitzer eines Sportgeschäftes in Wien 18. Bezirk 1940 Gründung der Karl Schäfer Eisrevue (Vorgänger der Wiener Eisrevue) und Gründung der "Wiener Eislaufschule" am Engelmann-Platz 1943 Karl Schäfer spielt die Hauptrolle im Eisrevue-Film "Der weisse Traum", der beim Engelmann gedreht wurde 1945 tatkräftige Beteiligung am Wiederaufbau der bombenzerstörten Engelmann-Arena 1946 bis 1955 Trainer am Engelmann-Platz 1956 bis 1962 Trainer in den USA 1962 Rückkehr zum Engelmann als Trainer 1976 am 23. April stirbt Karl Schäfer und wird in der Familiengruft am Hernalser Friedhof beigesetzt
Copyright Kunsteisbahn Engelmann Verein, Syringg. 6-8 1170 Wien
Inhalt Hans Gunsam